Warum muss immer wieder über ein abgeschlossenes Thema diskutiert werden?
Seit einiger Zeit flammen wieder vermehrt Diskussionen über das Diakonat der Frau auf. Es ist schon erstaunlich, dass einige Katholiken sich weiterhin mit dem Thema: Diakoninnen beschäftigen. So modern man auch immer sein mag, hier tritt man einfach auf der Stelle; ja, man geht sogar einen Schritt, wohlgemerkt im Ungehorsam gegenüber der Weltkirche, zurück. Ja, es gibt soar ausdrückliche Befürworter und Befürworterinnen einer sakramentalen Weihe der Frauen zum Diakonat. Diese sakramentale Weihe wurde aber, im Hinblick auf die Einheit der drei Weihestufen: Diakon, Priester und Bischof, mit dem Verweis auf die endgültige lehramtliche Entscheidung von Papst Johannes Paul II. zum Verbot der Priesterweihe der Frau, von der Internationalen Theologenkommission 2001 abgelehnt. Warum kommt jetzt, 15 Jahre später, dieses Thema erneut auf den Tisch, obwohl wir doch eigentlich größere Probleme (siehe Verfolgung der Christen) in der Kirche zu lösen hätten? Die Befürworter verweisen auf die Aussage von Papst Franziskus, der doch jetzt dieses Thema erneut prüfen möchte. Diese Papstaussage vor der Versammlung von Ordensfrauen am 13.05.16 hat den Befürwortern des Frauendiakonats wieder scheinbaren Rückenwind gegeben. Doch wenn man die Aussage von Papst Franziskus genauer studiert hätte, dann könnte man feststellen, dass der Papst keineswegs ein sakramentales Diakonat der Frau einführen möchte. Der Papst selber sagte:
„Ich erinnere mich, dass das ein Thema war, das mich ziemlich interessiert hat, als ich nach Rom gekommen bin für die Versammlungen und in der Domus Paolo VI. wohnte. Dort gab es einen guten syrischen Theologen, der die historisch-kritische Ausgabe und die Übersetzung der Kirchenhymnen von Ephräm dem Syrer gemacht hat. Eines Tages habe ich ihn dazu befragt und er hat mir erklärt, dass es in der Frühzeit der Kirche einige "Diakonissen" gab. Doch was sind diese "Diakonissen"? Waren sie geweiht oder nicht? Das Konzil von Chalcedon (451) spricht darüber, aber es ist etwas unklar.
Welche Rolle hatten die Diakonissen in dieser Zeit? Es scheint - das sagte mir dieser Mann, der gestorben ist, er war ein sehr guter Lehrer, weise, belesen - dass die Rolle dieser Diakonissen darin bestand, bei der Taufe von Frauen zu helfen, beim Eintauchen. Sie tauften sie aus Anstandsgründen und übernahmen auch die Salbung auf dem Körper der Frauen bei der Taufe. Und noch eine merkwürdige Sache: Wenn es ein Ehe-Urteil gab, weil der Mann die Frau schlug und diese zum Bischof ging und sich beschwerte, waren die Diakonissen beauftragt, die blauen Flecken, die auf den Körpern der Frauen durch die Schläge des Mannes hinterlassen worden waren, zu sehen und den Bischof zu informieren. Daran erinnere ich mich.
Es gibt einige Veröffentlichungen über das Diakonat in der Kirche, aber es ist nicht klar, wie es aussah. Ich denke, ich werde die Glaubenskongregation bitten, mir über die Studien zu berichten, die es zu diesem Thema gibt, denn ich habe Euch nur auf der Grundlage dessen geantwortet, was ich von diesem Priester gehört hatte, der ein gebildeter und tüchtiger Forscher im Bereich des Ständigen Diakonats war. Zusätzlich möchte ich eine offizielle Kommission einrichten, die diese Frage durchdenkt: Ich denke, es wird der Kirche gut tun, diesen Punkt zu klären. Ich bin einverstanden und werde darüber reden, damit etwas in dieser Art geschieht.“[1]
Der Papst möchte also nur die historische Rolle der Diakonissen in der frühen Kirche erneut untersuchen lassen. Dabei verweist er schon darauf, dass die Diakonissen keine sakramentale Bedeutung hatten, wie das heutige Diakonat der Männer. Es handelte im Wesentlichen von einem Dienstamt, z.B. der Hilfe bei der Erwachsenentaufe. Die historischen Aussagen über die Diakonissen sind aber alles andere als eindeutig. „Selbst ein grundsätzlicher Befürworter des Frauendiakonats, der frühere Bonner Dogmatiker Hans Jorissen, verweist darauf, dass der Befund des ersten Jahrtausends keine eindeutigen Aussagen bieten.“[2] Alleine als Verweis auf die alte Kirche lässt sich kein sakramentales Diakonat der Frau rechtfertigen. Aber das hält natürlich das Netzwerk „Diakonat der Frau“ nicht davon ab, sich weiterhin für ein sakramentales Diakonat der Frauen einzusetzen. Selbstverständlich geht es auch um den Ausblick auf eine mögliche Öffnung zur Priesterweihe von Frauen. Doch diese ist mit dem lehramtlichen Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“ von Papst Johannes Paul II vom 22. Mai 1994 endgültig ausgeschlossen worden. Auch Papst Franziskus kann diese endgültige lehramtliche Entscheidung nicht mehr rückgängig machen. Denn jeder Gläubige, somit auch der Papst, der eine endgültige Lehramtsentscheidung rückgängig machen möchte, ist exkommuniziert.
Warum also wird diese alte Kamelle erneut aus der Schublade geholt? Papst Franziskus wird, bewusst oder unbewusst, für etwas in Sippenhaft genommen, was er so gar nicht gesagt und gemeint hatte. Ist das Boshaftigkeit oder einfach nur Ignoranz um seine eigenen Machtansprüche endlich durchsetzen zu können? Man bekommt das Gefühl nicht los, das von Seiten der Befürworter des Frauendiakonats und -priestertums immer wieder nur die Machtoption gesehen wird. Daher fühlen sich diese Frauen auch permanent diskriminiert. Aber, das Weihesakrament ist ein Sakrament des Dienstes für die Menschen. Diakon, Priester und Bischof sind Diener und nicht Herren der Gläubigen. Papst Franziskus betont das immer wieder. Mit diesem Verständnis vom Priestertum sollte sich auch keine Frau diskriminiert sehen, dass sie nicht am besonderen Priestertum teilhat.
Es ist schon sehr erstaunlich, dass alle großen Heiligen Frauen, von Maria, der Mutter Gottes, über die Heilige Birgitta von Schweden, der Heiligen Theresa von Avila, der Heiligen Edith Stein oder der Heiligen Mutter Theresa, die als große Reformer der Kirche gelten, niemals die Forderung stellten, dass sie die Weihe zur Diakonissin oder sogar zum Priester empfangen dürfen. Denn diese großen Heiligen Frauen hatten verstanden, dass der Diakon, der Priester und der Bischof Diener der Botschaft Christi und Diener des Volkes Gottes ist!
[1] Papst Franziskus; Radio Vatikan 13.05.2016
[2] Sabine Düren: „Über den beharrlichen und zugleich sinnlosen Versuch, Frauen den Empfang der sakramentale Diakonatsweihe zu ermöglichen“; in Leo Cardinal Scheffczyk (Hrsg.): Diakonat und Diakonissen; S.181.