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Wir brauchen Missionare, keine Pfarrverwalter!

 

Gedanken zu einer dringenden Reformierung der Priesterausbildung.

 

Seit jetzt schon fast Jahrzehnten gehen die Zahlen der Alumnen in den deutschen Priesterseminaren stetig zurück. Immer mehr katholische Diözesen entschließen sich deshalb ihre Priesterausbildung zu bündeln in diözesanübergreifenden Priesterseminaren. Immer mehr Diözesen schließen daher ihre Seminare; jüngst war dies der Fall im Bistum Trier. Die Berufungszahlen in der katholischen Kirche in Deutschland ist auf einem erschreckend niedrigen Niveau. Daher macht es auf den ersten Blick auch Sinn, seine Kräfte zu bündeln denn man braucht nicht jedes Seminar künstlich am Leben zu erhalten. Natürlich ist es schmerzlich, wenn eine Diözese ihr Herzstück, die Ausbildung der Priester, verliert. Aber, im Rahmen einer effektiven Ausbildung auch wieder verständlich. Der Mangel an Priesteramtskandidaten darf nicht bedeuten, dass man die Ansprüche oder gar die Ausbildung runterschraubt, nur damit man wieder mehr Alumnen bekommt. Um aber den hohen Ansprüchen gerecht zu werden, ist es geboten, dass man einzelne Seminare zusammenlegt, so die nachvollziehbare Logik. Ja, die Priesterausbildung wurde jetzt sogar noch intensiviert, indem man vor das Studium ein sogenanntes einjähriges Propädeutikum schaltet und nach dem Studium die Kandidaten in einem Pastoralkurs noch einmal intensiv auf ihre Aufgabe in der Pfarrei vorbereitet. Nun wenn man aber einmal einen näheren Blick auf diese Ausbildung wirft, dann kann man schon erkennen, dass es hauptsächlich wieder einmal nur um die Bewahrung der vorhandenen Strukturen geht und nicht um den wirklichen Inhalt: die Ausbildung zum Missionar Christi. 

 

Es ist natürlich wichtig, dass ein Mangel an Personal nicht bedeuten darf, dass man das Niveau senkt. Aber, ein Mangel an Personal sollte aber dazu bewegen, dass man endlich das Umdenken beginnt. Mit noch mehr Studium und noch mehr Fort- und Weiterbildungen schafft man es doch scheinbar nicht, junge Männer wieder für die Sache Jesu und seinem Priesteramt zu begeistern! Momentan sind die Strukturen in der Ausbildung immer noch daraufhin ausgerichtet, dass die Alumnen zu Pfarrverwaltern trainiert werden. Doch diese Zeiten sind eigentlich in der deutschen Kirche schon längst vorbei. Das Studium und die Ausbildung müssten dringendst dahingehend reformiert werden, dass es a) effektiver und b) auf die jetzige Situation hin angepasst wird.

Ob der heilige Papst Johannes Paul II., ob Papst Benedikt oder aktuell Papst Franziskus, alle drei wurden und werden nicht müde zu betonen, dass Europa Missionsgebiet ist. Da stellt sich bei mir schon die Frage, warum man dieser Tatsache in der Ausbildung noch nicht gerecht geworden ist? Warum gibt es das Propädeutikum, wo man die Sprachen Hebräisch, Griechisch und Latein lernt, dazu noch das zukünftige Leben im Seminar kennenlernen soll? Warum gibt es im Seminar einen Programmablauf, welcher einer Wagenburgmentalität entspricht? Warum kreisen wir im Theologiestudium noch immer nur um uns selbst?

 

Ich möchte hier nicht nur die aktuelle Situation kritisieren ohne dabei mögliche Änderungsvorschläge zu machen. Wie oben schon erwähnt, darf das Niveau natürlich nicht sinken. Aber wir müssen uns doch etwas Grundlegendes überlegen um unsere zukünftigen Priester wieder zu Missionaren zu machen. Dazu gehört unter anderem, dass man das Theologiestudium wieder viel stärker in Richtung Philosophie ausrichtet. Diese wird an manchen theologischen Fakultäten nur noch sehr stiefmütterlich behandelt. Ebenso bedarf es einer viel intensiveren Ausbildung im Bereich der Biologie. Denn wir als Kirche müssen Experten auf dem Gebiet der Bioethik sein/bzw. werden. Der Bereich der Bioethik wird für die modernen Gesellschaften immer wichtiger und als katholische Kirche können wir den Menschen hier sehr viel sagen. Ebenso sieht es im gesamten Bereich der philosophischen Ethik aus. Anstelle der unterschiedlichen religions- und sozialpädagogischen Lernbereiche müssen wir uns wieder auf die Philosophie konzentrieren. Hier bekommen wir das Handwerkszeug um mit den postmodernen Menschen wieder ernsthaft in Kontakt treten zu können.

 

Die Ausbildung im Seminar selber müsste dann auch viel mehr auf die Missionsarbeit hin ausgerichtet werden. Das Einüben einer spirituellen und geistlichen Grundlage sowie gewisser Strukturen ist unabdingbar. Das kann und muss aber schon in den ersten zwei Jahren geschehen. Die weiteren drei verbleibenden Jahre sollten dann ganz daraufhin ausgelegt sein, dass die Alumnen schon in der „Welt“ außerhalb des Seminars leben und geformt werden. Nur bei den Menschen und mit den Menschen kann ich die Sorge der Menschen verstehen und kennen lernen. Die Alumnen dürfen sich nicht im Seminar „verstecken“. Sie müssen den Großteil ihres weiteren Studiums draußen bei den Menschen, in den Pfarreien oder Gemeinden verbringen. Und wenn das aus praktischen Gründen (z.B. kann es in einer Unistadt nicht genügend Gemeindeplätze geben um alle Alumnen in der Nähe zur Uni unterzubringen.) nicht möglich ist, dann müsste man zumindest in den Semesterferien die Zeit in der Gemeinde verbringen. Alles, was es dann an praktischen Dingen zu lernen gibt, soll und wird dann in der Zeit in den Gemeinden gelernt. Noch so gute und noch so viele Fortbildungen können die Erfahrungen in der Praxis nicht ersetzen. Und so hat der Alumnus nach den fünf Jahre Studium auch schon eine große praktische Erfahrung ohne dabei noch ein/zwei Jahre Pastoralkurs an das Studium anhängen zu müssen.

 

Änderung der Inhalte des Theologiestudiums, also weg von den pädagogischen Inhalten und hin zur Verstärkung der Philosophie sowie raus aus dem Seminar und hinein in die Pfarrgemeinde würde meiner Ansicht nach die Ausbildung effektiver machen. Denn dann würden fünf Jahre genügen und inhaltlich wäre auch viel mehr gewonnen.

Ich denke, das wäre ein Weg um den missionarischen Anspruch gerecht zu werden. Wir brauchen keine Pfarrverwalter, sondern Missionare! Es wird Zeit, dass wir als deutsche Kirche das endlich verstehen und das Umdenken beginnen. Nicht eine noch längere Ausbildungszeit bei gleichzeitiger Beharrung auf den Strukturen verbessert die Lage, sondern die Änderung der Strukturen wird zum Erfolg führen.