Momentan kann man in Teilen der katholischen Kirche eine interessante Konstellation feststellen: Gesellschaftlich wird global, kirchlich aber sehr kleingeistig gedacht.
Schon seit einigen Jahren, spätestens aber seit der Flüchtlingskrise im Sommer 2015, können wir in Europa, aber auch anderswo in der Welt, beobachten, wie nationales Denken und Nationalismen auf dem Vormarsch sind. In den letzten Jahren hat sich die Welt dramatisch verändert. Durch das Internet und die sozialen Plattformen wurde aus der Welt ein Dorf. Die Globalisierung in Wirtschaft, Technik und Kultur scheint auf ihrem Höhepunkt angekommen zu sein. Nationalstaatliche Grenzen, räumliche und zeitliche Grenzen verwischen immer mehr. Und an diesem Punkt setzt auch die Angst und die Sorge der Menschen ein. Sie machen sich Sorgen und haben Angst vor einer grenzenlosen Gesellschaft und Kultur. Unterschwellig waren diese Sorgen schon länger vorhanden, doch mit der Flüchtlingskrise im Sommer 2015 bannten sich Angst und die Sorgen ihren Weg an die Oberfläche. Den Menschen wurde klar, was offenen Grenzen bedeuteten. Trotz aller Hilfsbereitschaft kam plötzlich die Angst vor eine Überfremdung und den Verlust der eigenen Identität auf. Leider wurden diese Ängste viel zu oft von Politikern und auch von Vertretern der Kirche nicht ernst genommen und sogar diskreditiert! Menschen in ihren berechtigten Sorgen wurden sehr schnell als Nationalisten, auch von Bischöfen, hingestellt. Und hier finde ich eine sehr bedenkliche Entwicklung innerhalb bestimmter Kreise in der katholischen Kirche!
Denn, die Personen, von Laien über Priester und Bischöfe bis hin zum Papst, welche sich immer für offene Grenzen, für eine Welt, wo es eigentlich kein Nationalstaaten mehr geben sollte, einsetzten, sind genau die, welche sich für eine Dezentralisierung der Kirche einsetzten! Hier finde ich, liegt ein großer Widerspruch! Einerseits sollen wir das nationalstaatliche Denken (Was auch immer schon Grenzen beinhaltet! Denn ein Nationalstaat kann nur durch den Schutz seiner eigenen Grenzen überleben!) überwinden. Andererseits setzten wir uns dafür ein, dass der Bischof und die nationalen Bischofskonferenzen mehr Entscheidungsbefugnisse bekommen! Das kann ich irgendwie nicht ganz nachvollziehen! Die katholische Kirche, mit ihrem Zentrum Rom, ist wirklich global und ohne Grenzen aufgestellt! Egal wo man sich auf der Welt befindet, eine Heilige Messe ist überall gleich, die Lehre der Kirche ist auch überall dieselbe, bzw. sollte sie sein! Hier haben wir wirklich eine grenzenlose Glaubensgemeinschaft. Aber mit Papst Franziskus soll das jetzt alles dezentralisiert werden. Den Bischöfen sollen mehr Befugnisse gegeben werden. Es soll also alles Dezentralisiert werden. Endet das Ganze dann nicht in dem Nationalismus, den bestimmte Kreise in der Kirche gesellschaftlich anprangern?
In der Gesellschaft denken wir also global, in der Kirche dann kleingeistig national?
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