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Glaube und Vernunft – Eine Hilfe im Zeitalter einer Virus-Epidemie.

 

Vielleicht kann sich der eine oder andere Katholik (Christ oder auch Atheist!) an die bahnbrechende Enzyklika: Fides et Ratio vom mittlerweile heilgesprochenen Papst Johannes Paul II. erinnern. Gleich zu Beginn schreibt der Papst: „Glaube und Vernunft (Fides et ratio) sind wie die beiden Flügel, mit denen sich der menschliche Geist zur Betrachtung der Wahrheit erhebt. Das Streben, die Wahrheit zu erkennen und letztlich ihn selbst zu erkennen, hat Gott dem Menschen ins Herz gesenkt, damit er dadurch, daß er Ihn erkennt und liebt, auch zur vollen Wahrheit über sich selbst gelangen könne (vgl. Ex 33, 18; Ps 27 [26], 8-9; Ps 63 [62], 2-3; Joh 14, 8; 1 Joh 3, 2).“[1] Glaube und Vernunft sind also die beiden Flügel, welche unseren christlichen Glauben/unsere christliche Überzeugung ausmachen! Beides gehört zusammen und beides steht gleichwertig nebeneinander!

 

Leider fällt es uns Menschen immer wieder schwer, eine ausgleichende Haltung einzunehmen. Immer wieder sehen wir das in der Gesellschaft, in der Politik, in der Wirtschaft und auch im Glaubensleben. Und so gibt es auch unter den Katholiken immer wieder Gläubige, die entweder nur den Glauben oder nur die Vernunft betonen. Weder die eine Seite noch die andere Seite steht dabei mit beiden Beinen auf/in der katholischen Lehrtradition, wie die Enzyklika aufzeigt! Natürlich ist es für uns Menschen nicht einfach, diese ausgleichende Mitte hinzubekommen. Aber niemand hat gesagt, dass das Christentum eine einfache Religion sei! Trotzdem haben wir den Auftrag, uns immer wieder um diesen Ausgleich zu bemühen. Wohin es sonst führt, zeigen aktuell die Verwirrungen und Irrungen im Zeitalter einer Virus-Epidemie!

 

So kann man von einigen Priestern und Gläubigen hören, dass die Vorsichtsmaßnahmen (Handkommunion und Verzicht auf Weihwasser) einfach ein Zeichen von Kleingläubigkeit seien. Schließlich rette doch Jesus und das Weihwasser bringe doch Heil. Hier zeigt sich ein Fideismus, der keinen Wert auf die Vernunft legt. Fideismus. [Fideismus besagt, dass der Glaube der einzige Zugang zu Gott und deshalb jeder Vernunftgrund und -beweis ausgeschlossen sei.] Unabhängig von der eigenen Unvernünftigkeit wird dabei auch noch – bewusst oder unbewusst – Druck auf Andersgläubige ausgeübt, die sich doch gerne an die Vorsichtsmaßnahmen halten möchten. Sehr schnell wird man dann als Kleingläubiger abgestempelt. Doch halt! Wo bitte bleibt hier die Vernunft? Es ist doch unser Auftrag, dass wir Glaube und Vernunft einsetzen. Dass ein Fideismus nicht im Sinne der Botschaft und der Tradition der Bibel und der Kirche ist, zeigen doch unzählige Beispiele! Klar ist, dass von Jesus Christus nur Heil und Segen ausgehen! Klar ist auch, dass die Heilige Eucharistie der Leib Christi ist! Das bedeutet aber nicht, dass man durch den Leib Christi nicht mit einem Virus angesteckt werden kann. Ebenso wird man auch nicht wie durch Zauberhand von allen Krankheiten geheilt! Warum ist das so?

 

Erstens, weil Heil und Segen nicht immer auch irdische Gesundheit bedeuten. Was uns zum Heil und Segen gereicht, das müssen und dürfen wir dem Willen Christi überlassen. So kann es sein, dass eine schwere Krankheit uns besser zum seelischen/ewigen Heil gereicht, als irdische Gesundheit.

 

Zweitens würde das bedeuten, dass man, hätte man nur genug Glauben, sofort durch den Leib Christi gesund wird. Kann man so behaupten, aber daraus folgt automatisch, dass auch die Heiligen keinen großen Glauben hatten. Ich nenne hier nur einmal die Heilige Therese von Lisieux oder den Heiligen Papst Johannes Paul II. Beide waren sehr krank und haben immer kommuniziert. Beide wurden dadurch aber nicht im irdischen Sinne gesund. Ich würde jetzt nicht behaupten, dass diese beiden Heiligen einfach zu wenig geglaubt haben. Als weiteres Beispiel kann man auch den Heiligen Aloysius von Gonzaga aufführen, einer der Schutzpatrone der Jugend, ein Jesuitennovize, der sich sehr jung in Rom bei der Betreuung der Pestkranken ansteckte und daran starb.

 

Alle Priester und Gläubigen, die nun der Ansicht sind, dass man bei den Vorsichtmaßnahmen seine Kleingläubigkeit zeigt, setzten zu wenig auf ihre Vernunft! So sicher wie in der Heiligen Eucharistie der Leib Christi ist, so sicher hat Gott uns auch eine Vernunft mitgegeben. Es ist unser Auftrag, dass wir diese Vernunft zum Wohle aller auch einsetzen!

 

Zum Schluss möchte ich noch ein Wort zum Gehorsam anmerken. Wenn ein Bischof seiner Hirtenaufgabe nachkommt und der Ansicht ist, dass man jetzt kein Weihwasser und keine Mundkommunion nehmen soll, dann finde ich es als guter Katholik angebracht, dass man seinem Bischof Gehorsam leistet! Denn sollte der Bischof mit seiner Anweisung falsch liegen, dann muss er sich als Hirte vor dem Herrn rechtfertigen. Sollte der Bischof aber Recht haben, dann müssen sich alle Verweigerer vor Christus doppelt verantworten: Sie haben nicht nur den Gehorsam verweigert, sondern auch noch unzählige andere Gläubige an Leib (durch eine eventuelle Infektion) und Seele (durch Verwirrung!) gefährdet!

 

Liebe Priester, liebe Gläubige, wollt ihr das wirklich verantworten??

 

Besinnen wir uns in diesen schweren Zeiten auf unsere katholische Lehre. Sie war, ist und wird immer vom Ausgleich geprägt sein! Und den Ausgleich, den wir heute mehr denn je brauchen heißt: GLAUBE und Vernunft!

 

 

 

Thomas Cavelius

 



[1]http://www.vatican.va/content/john-paul-ii/de/encyclicals/documents/hf_jp-ii_enc_14091998_fides-et-ratio.html