· 

Die Hl. Eucharistie – neu entdecken und lieben lernen in Zeiten der Pandemie.

Aktuell stehen der christliche Glaube und die katholische Theologie vor einer großen Herausforderung. Im Zuge der Corona-Pandemie haben staatliche Organe das öffentliche Leben zum Stillstand gebracht. Im Zuge dieser staatlichen Maßnahmen wurden alle öffentlichen Veranstaltungen und Ansammlungen untersagt. Das beeinträchtig natürlich auch das öffentliche Gebet und die eucharistische Versammlung in den Kirchen. So sind die Reaktionen auf diese Maßnahmen unter den katholischen Gläubigen sehr unterschiedlich. Von großem Verständnis über großes Unverständnis bis hin zu Verschwörungstheorien, die darin einen Angriff auf die Grundfeste der Kirche sehen, ist alles drin.

 

Einige Katholiken fühlen sich jetzt, in dieser Krise, besonders dazu ermuntert, ihren „wahren und einzigen“ Glauben aufzuzeigen, indem sie sich nicht an die staatlichen Vorschriften halten und auch weiterhin sich den Empfang der Heiligen Kommunion nicht verbieten lassen wollen. Dabei argumentieren diese Vertreter damit, dass der Leib Christi doch keine Krankheit überträgt. Jesus mache gesund und nicht krank! Und wenn man nur daran glauben würde, dass das eucharistische Brot wahrhaft der Leib Christi ist, dann hätte man auch keine Angst vor dem Empfang. So weit die verkürzte Argumentation. Leider kann man darauf nur mit den Worten von Prof. P. Dr. Karl Wallner, OCist antworten: „Hier liegt ein völlig falsches theologisches Verständnis vor.“

 

In Zeiten der Krise liegen auch sehr große Chancen. Die Entbehrung der sakramentalen Eucharistie bringt auch wieder die Sehnsucht vieler Katholiken nach derselben hervor. Die andere Seite der Medaille ist aber, dass es auch so einige falsche theologische Verständnisse zu Tage kommen. So möchte ich im Folgenden kurz die katholische Eucharistielehrer allgemeinverständlich darlegen. Der Theologe und Kirchenlehrer Thomas von Aquin ist in dieser Hinsicht natürlich eine Anlaufstelle.

 

Thomas wandte die philosophischen Begriffe der Substanz und der Akzidenzien auf das Geschehen bei der Wandlung an. Während die Akzidenzien, also die Eigenschaften von Brot und Wein erhalten bleiben, wandelt sich die Substanz der eucharistischen Gaben in Leib und Blut Christi, der aus Leib und Seele besteht (Transsubstantiation). Entscheidend für die Lehre von der Eucharistie ist für Thomas die strenge Beachtung metaphysischer Prinzipien. Christus ist in den heiligen Gestalten an mehreren Orten präsent. Diese Orte sind aber nicht der Ort Christi, dieser ist jetzt in der Ewigkeit. Die örtliche und zeitliche Bestimmung der heiligen Gestalten ist laut Thomas weiterhin die des ehemaligen Brotes oder Weines.

 

Brot und Wein bleiben – auch nach der Wandlung (!) – in ihren Eigenschaften Brot und Wein. Gott selber hat sich in den Sakramenten an zeitliche Dinge gebunden. Das ist auch der Grund, warum es nicht egal ist, welche irdischen Zeichen wir für die Sakramente verwenden. (Ausdrücklich steht auch im Kirchenrecht, dass z.B. bei der Taufe kein schales Wasser genommen werden darf.) In ihren Eigenschaften als Brot und Wein, können dann eben auch die eucharistischen Gaben das Virus oder andere Krankheiten übertragen oder eben auch mit Würmern durchsetzt sein.

 

Durch die Heilige Wandlung ändert sich also die Substanz von Brot und Wein. Die Eigenschaften von Brot als Bort und von Wein als Wein, bleiben! Oder warum bleibt auch nach der Wandlung der Alkohol im Wein? Glaubt hier wirklich ernsthaft jemand, dass im Blut Christi Alkohol war?

 

Soweit die in aller gebotener Kürze zusammengefasste Theologie zur Eucharistie. Mit einem Beispiel aus unserer heutigen technischen Welt, möchte ich das soeben formulierte noch einmal genauer verdeutlichen. Wir befinden uns im digitalen Zeitalter. Durch die Digitalisierung haben wir Menschen unglaubliche Möglichkeiten an die Hand bekommen. Die Digitalisierung fordert aber auch die Ontologie und Metaphysik heraus. Was ist Wirklichkeit, was ist Realität in einer digitalen Welt? Wie ist das „Sein“ in einer digitalen Welt überhaupt aufgebaut? Solche und ähnliche Fragen sind auch eine Herausforderung für die Theologie. Trotz dieser Schwierigkeiten kann man aber auch die Chancen nutzen und die Digitalisierung als Hilfe für ein besseres Weltverständnis nehmen. Die virtuelle Welt sehe ich z.B. als eine gute Analogie, die man für das bessere Verständnis der eucharistischen Lehre, heranziehen kann. Vorweg sei schon mal klar gemacht, dass es sich im Folgenden nur um eine Analogie handelt. Eine Analogie kann das zu beschreibende Geheimnis – was die Heilige Eucharistie ohne Zweifel ist – nicht vollständig erklären. Es handelt sich schließlich nur um eine Annäherung, die bei der Vertiefung im Glauben behilflich sein soll, aber niemals den Glauben ersetzen kann!

 

Als Analogie möchte ich das Smartphone heranziehen. Ein Smartphone ist ein Mobiltelefon, dass sich mit dem Internet verbinden kann und so bestimmte Apps (Applikationen/Programme) auf das Telefon laden/speichern kann. Zur Vereinfachung der Darstellung nehmen wir jetzt einfach ein iPhone. Auf dem iPhone befindet sich das Systemprogram iOS sowie weitere, vorinstallierte Apps. Nun gibt es einen App Store, indem unterschiedliche Apps zur Verfügung stehen. Dieser App Store ist eine Art Geschäft in der der digitalen Welt. Auf unterschiedlichen Servern werden da die Daten/Programme durch das Internet weltweit zur Verfügung gestellt. Mit der richtigen Verbindung zum Internet kann man sich dann auch die Apps aus dem Store auf sein Smartphone laden. Man verbindet sich über das Internet mit dem App Store um sich anschließend – gekaufte oder kostenlose – Apps auf das Smartphone zu laden.

 

Dieses Beispiel ist in zweierlei Hinsicht eine hilfreiche Analogie für die Eucharistie.

 

a)      Wenn man die App auf das Smartphone installiert, dann ändert sich der „Inhalt“ des Smartphones. Man hat nun ein neues Programm auf dem Smartphone. Aber äußerlich ändert sich am Smartphone rein gar nichts! Die App ist aber real auf dem Smartphone, die hat einen realen Einfluss!

 

b)      Egal wie oft eine App auf ein Smartphone auf der ganzen Welt installiert wird, die Quantität der App nimmt nicht ab!

 

  Bei der Wandlung von Brot und Wein, bleiben die äußeren Eigenschaften von Brot und Wein erhalten, so wie beim Smartphone! Wie bei der App, die real auf dem Smartphone ist und einen realen Einfluss auf dasselbe hat, so ist es auch nach der Wandlung von Brot und Wein. Jesus ist mit seinem Leib und Blut real anwesend und hat einen realen Einfluss auf uns! Und, so wie bei jeder Wandlung an jedem Ort der Welt, Christus Jesus trotzdem in der Ewigkeit und unvermindert bleibt, so bleiben auch die Apps unvermindert im Apps Store vorhanden. Aussage b) wäre auch eine gute Antwort auf die immer wieder kommende Frage bei Kommunionkindern, ob Jesus nicht irgendwann mal komplett „aufgegessen“ sei….

Diese Kurze Ausführung soll eine kleine Hilfe dazu sein, die Heilige Eucharistie in Zeiten der Krise, wieder neu zu entdecken und lieben zu lernen. Wir erleben jetzt eine Zeit, wo es nicht mehr selbstverständlich ist, dass man jeden Tag den eucharistischen Herrn empfangen kann. Vielleicht sind wir in den letzten Jahren auch etwas zu sorglos mit der Eucharistie umgegangen. Es war irgendwie selbstverständlich zu kommunizieren. Das man auch einmal auf die Heilige Kommunion verzichten soll/kann – vor allem im Stand der Todsünde – war überhaupt nicht mehr vorgesehen. Die Eucharistie verkam immer mehr zu einer Mahlgemeinschaft. Man trifft sich zum Gebet und zum gemeinsamen Mahl. Seien wir ehrlich, ob bewusst oder unbewusst, haben wir dieses Denken in uns schon sehr verinnerlicht. Genau deshalb bereitet es jetzt vielen so große Probleme, dass sie jetzt keine erlebte Gemeinschaft mit dem Herrenmahl in der Kirche abhalten dürfen. Die Feier der Heiligen Eucharistie ist niemals verboten worden! Das sollte uns allen klar sein. Es ist die Versammlung verboten. Der Bischof, der Priester darf und soll auch weiterhin die Heilige Messe feiern, in Verbindung mit der streitenden, leidenden und triumphierenden Kirche! Im Gebet und vor allem in der geistigen Kommunion sind wir alle miteinander verbunden. Es bedarf nicht einer Tisch-/bzw. Mahlgemeinschaft um weiterhin die Eucharistie zu feiern. Wenn uns das durch die Krise wieder klar wird, dann haben wir als Katholiken unseren Schatz der Heiligen Eucharistie neu entdeckt. Und dann können wir die Heiligen Eucharistie auch wieder neu lieben lernen.